2. Typen von Schulleistungstests nach dem Vergleichsmaßstab

Kritische Leserinnen und Leser werden hier einhaken und sagen: Jetzt endlich, nach all der Vorrede, wollen wir wissen, was Schulleistungstests denn wirklich sind. Eine verständliche Antwort erfordert aber noch die folgende Zweiteilung nach dem zugrunde liegenden Vergleichsmaßstab, nämlich in normorientierte und in kriteriumsorientierte Schulleistungs-tests.

Zunächst aber noch eine allgemeine Begriffsbestimmumg des psychologischen Tests, nach dem sehr bekannten Lehrbuch von Lienert und Raatz (1998, S. 1). Die Definition lautet hier folgendermaßen: „Ein Test ist ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung.“

Als kurze Aufschlüsselung: „Wissenschaftlich“ meint hier, dass wissenschaftliche Theorien bei der Entstehung im Vordergrund stehen müssen, hier insbesondere die Beachtung der Testgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität (s. Lehreinheit 4 oder für Schul-leistungstests Roick, 2008). Von „Routineverfahren“ ist die Rede, weil der Testleiter keine eigenen Entscheidungen fällen soll, sondern alles, was er zu tun hat, vom Testautor in der Testinstruktion festgelegt sein muss. „Empirisch abgrenzbare Persönlichkeitsmerkmale“ sind dann gegeben, wenn zu den erfassten Inhalten schon Vorstudien gelaufen sind, in denen quantitative Erfassungen dieser Merkmale (z.B. Rechtschreibfähigkeit) in operationa-lisierbarer Form bereits erfolgreich vorgenommen werden konnten. Die gewünschte „quantitative Aussage“ ist ein in Zahlen fassbares Ergebnis. Ein „relativer Ausprägungsgrad“ ist dann gegeben, wenn das Ergebnis mit dem von anderen Menschen (den Versuchspersonen der Eichstichprobe) oder mit einem Kriterium verglichen werden kann (Versuchspersonen, abgekürzt Vpn., nennt man die Personen, die an einer Studie teilnehmen, die dem Fortschritt der Wissenschaft dient. Probanden, abgekürzt Pbn. nennt man dagegen die Personen, die mit Hilfe eines Test untersucht werden und bei denen das Ergebnis eine persönliche Bedeutung hat und für Entscheidungen oder Beratung verwendet wird).  Von jedem Pb. muss mit Hilfe eines Tests eine „individuelle Merkmalsausprägung“, also ein Einzelergebnis in der gemessenen Dimension, gewonnen werden können.