4. Lehrergesundheit

Nach den Ausführungen zu Beginn des Kapitels und den Stimmen von Lehrern liegt es auf der Hand, dass Lehrergesundheit ein wichtiges Thema ist. Daher werden Studien zur Lehrerbelastung schon seit Jahrzehnten durchgeführt; im deutschen Sprachraum in den 1970er-Jahren vor allem zu Lehrerstress und Lehrerangst (Schaarschmidt, 2005).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als ein dynamisches Gleichgewicht des psychischen Wohlbefindens, "in dem der Einzelne seine intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen und produktiv und fruchtbar arbeiten kann, und imstande ist, seiner Gemeinschaft einen Beitrag zu leisten" (WHO, 2003). Auf globaler Ebene versteht man darunter ein "allgemeines öffentliches Gut, ein wesentlicher Teil der Gesundheit und des Wohlbefindens der Bürger in Europa und ein grundlegendes Menschenrecht; sie ist eine Voraussetzung für ein lebensfähiges, sozial verantwortliches und produktives Europa, sie verstärkt den gesell-schaftlichen Zusammenhalt und das Sozialkapital und verbessert die Sicherheit des Lebensumfelds" (WHO European Ministerial Conference, 2005).

Im Bericht "Gesundheitsförderung Schweiz" wird weiter darauf hingewiesen, dass neben den individuellen biopsychosozialen Einflussfaktoren (z.B. Selbstbestimmung, Werte) vor allem strukturelle, sozioökonomische Rahmenbedingungen wie soziale Herkunft und Bildung, Erwerbstätigkeit und Arbeitsstatus sowie institutionelle Aspekte (Zugang zum Versorgungssystem) die psychische Gesundheit fördern oder einschränken. Anhaltende Perioden von Angst und Unsicherheit sowie soziale Isolation und mangelnde soziale Unterstützung vergrößern das Risiko schlechter psychischer Gesundheit (Steinmann und Gesundheitsförderung Schweiz, 2005).

Exkurs 3: Wie kann man psychische Gesundheit feststellen?                                                                                                        

Um psychische Gesundheit zu messen, existieren Verfahren wie z.B. die Skalen zur psychischen Gesundheit (SPG). Man kann jedoch verkürzt bestimmte Merkmale herausgreifen, die auf psychische Gesundheit schließen lassen (Voss, 2008)

  • Man denkt nicht allzu sehr in sorgenvoller Weise über sein Leben und seine Handlungen nach.
  • Man kann körperliche und seelische Bedürfnisse wahrnehmen und dafür sorgen und hat Kontakt zu seinen Gefühlen und weiß, wie man diese auf angemessene Weise ausdrücken kann (s. dazu auch Unterkap. 4.2).
  • Man kann sich relativ frei in der Fantasie bewegen, d.h. es gibt nicht allzu viele Dinge, die gedanklich verboten sind.
  • Man kann Fantasie und Realität auseinanderhalten.
  • Man kann mit Unsicherheiten, Widersprüchen und Problemen umgehen.
  • Man kennt sich selbst und die eigene Geschichte.