5. Förderung hochbegabter Schüler/innen

5.5 Evaluation von Fördermaßnahmen

Hany (1988) bezeichnet Evaluation als das "Stiefkind der Hochbegabtenförderung". Häufig werden Fördermaßnahmen zwar damit beworben, dass sie zu bedeutsamen Lernfortschritten führen sollten, eine empirische Überprüfung dieser Aussage nehmen die Anbieter jedoch meist nicht vor.

Bislang gibt es daher relativ wenige aussagekräftige Studien. Zusammengenommen sagen diese aus, dass Hochbegabte von Fähigkeitsgruppierungsmaßnahmen zu profitieren scheinen (Vock, Preckel & Holling, 2007) und sich dies in der Leistungsentwicklung (Goldring, 1990; Shields, 2002), aber auch in emotionalen und motivationalen Faktoren wie der Zufriedenheit und Lernfreude widerspiegelt (Stumpf & Schneider, 2009).

Allerdings sind auch negative Effekte auf die psychosoziale Entwicklung denkbar, da ein hochbegabtes Kind in einer regulären Klasse meist sehr positive Rückmeldungen bekommt und an der Leistungsspitze liegt, während es in einer fähigkeitsgruppierten Klasse die Erfahrung macht, vielleicht nur im Klassendurchschnitt zu liegen (sog. "Big-fish-little-pond-Effekt").

Das Überspringen einer Klasse stellt eine der kostengünstigen und unaufwendigsten Fördermaßnahmen dar. Häufig sind damit jedoch Befürchtungen von Eltern und Lehrern verbunden, das überspringende Kind könnte in der neuen Klasse möglicherweise keinen Anschluss finden oder wäre damit überfordert, den Stoff der nicht besuchten Klasse nachzuholen. Eine mögliche Überforderung, Demotivation und soziale Ausgrenzung werden als Argumente gegen das Überspringen ins Feld geführt.

Das Überspringen als Fördermaßnahme wurde zumindest im angloamerikanischen Sprachraum relativ gut untersucht. Die Ergebnisse entsprechender Studien zeigen, dass das Wiederholen einer Klasse nach dem vorherigen Überspringen ein äußerst seltenes Ereignis ist und überspringende Schüler nicht selten auch in ihrer neuen Klasse souverän an der Leistungsspitze liegen (Vock, Preckel & Holling, 2007). Dennoch will die Entscheidung für oder gegen das Überspringen gut überlegt sein. Unterstützend ist eine schulpsychologische Beratung sinnvoll.