1. Einleitung

Kreativität ist ein vielschichtiger Begriff, für den es sowohl im Alltagsverständnis als auch in der Wissenschaft verschiedene Umschreibungen gibt. Als kreativ können so unterschiedliche Dinge wie die Zeichnung eines Kindergartenkindes, die Erfindung des Automobils oder die Entdeckung der Quantentheorie bezeichnet werden.

Abbildung 5.1: Beispiel für abstrakte Malerei (Quelle: Hannah von der Linden)

In der psychologischen Forschung spielte das unscharfe Konstrukt Kreativität lange Zeit nur eine Nebenrolle. Dies änderte sich jedoch nach einer Rede von Joy Paul Guilford im Jahre 1950, in der er als Präsident der American Psychological Association diesen Missstand anprangerte. Guilford beklagte einerseits einen Mangel an kreativen Personen in Führungs-positionen sowie andererseits die fehlende Erforschung und Förderung von Kreativität. Gleichzeitig präsentierte Guilford seine eigene Theorie zum Thema Kreativität (s. Unterkap. 2.1), die er in den folgenden Jahren weiterentwickelte und durch Testverfahren ergänzte. Auch die Zahl der Veröffentlichungen anderer Autoren auf diesem Gebiet nahm in den Folgejahren deutlich zu. Weiter angetrieben wurde die Forschung zur Kreativität durch den sogenannten "Sputnik-Schock" im Jahre 1957, als die Sowjetunion als erste Nation erfolg-reich einen Satelliten ins Weltall schoss. Dieser offensichtliche Rückstand im Vergleich zur UdSSR sorgte in den USA auch dafür, dass zunehmend mehr öffentliche Gelder für die Kreativitätsforschung zur Verfügung gestellt wurden.

In der aktuellen Literatur wird der Begriff Kreativität auf drei Bereiche bezogen, die im Folgenden näher vorgestellt werden sollen. Zum einen kann Kreativität als Persönlichkeits-merkmal verstanden werden. Weiterhin kann der Begriff Kreativität auf das Ergebnis eines kreativen Vorgangs, also das kreative Produkt, oder auf den kreativen Prozess selbst angewendet werden.