Lern- und Leistungsmotivation II: Umwelteinflüsse, Entwicklung und Förderung

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Buch: Lern- und Leistungsmotivation II: Umwelteinflüsse, Entwicklung und Förderung
Gedruckt von: Gast
Datum: Donnerstag, 28. März 2024, 23:51

Michaela Fasching, Gabriele Steuer & Markus Dresel, Augsburg - Lern- und Leistungsmotivation II: Umwelteinflüsse, Entwicklung und Förderung

Ziele

Allgemeine Entwicklungsverläufe der Lern- und Leistungsmotivation nachvollziehen können. Einflüsse der Umwelt auf die Lern- und Leistungsmotivation von Schülerinnen und Schülern kennen. Anwendungsmöglichkeiten der Förderung von Lern- und Leistungsmotivation kennen.

1. Einleitung

In der Lehreinheit 9 "Lern- und Leistungsmotivation I" wurden situationsspezifische Komponenten der Lern- und Leistungsmotivation und überdauernde motivationale Tendenzen und Überzeugungen vorgestellt. In diesem Kapitel werden zu Beginn Einflussfaktoren der Umwelt auf die Lern- und Leistungsmotivation genauer beleuchtet. Des Weiteren wird die Entwicklung einzelner Aspekte der Lern- und Leistungsmotivation beschrieben und Möglichkeiten zur Förderung der Motivation aufgezeigt.

2. Einflüsse der Umwelt auf die Lern- und Leistungsmotivation

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2.1 Einflüsse von Lehrkräften

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2.2 Einfluss des Unterrichts

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2.3 Einflüsse von Eltern

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2.4 Einflüsse von Peers bzw. der Bezugsgruppe

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3. Allgemeine Entwicklungsverläufe der Lern- und Leistungsmotivation

Im Folgenden werden ausgewählte Eckpunkte von Entwicklungsverläufen einiger wichtiger Motivationskomponenten beschrieben. Ausführlichere Darstellungen finden interessierte Leser/-innen bei Holodynski und Oerter (2008) sowie bei Heckhausen und Heckhausen (2006).

3.1 Entwicklung des Leistungsmotivs

Bei der Entwicklung des Leistungsmotivs lassen sich nach Holodynski und Oerter (2008) vier Phasen unterscheiden:

In der ersten Phase ist die Freude am Effekt kennzeichnend: Ab einem Alter von etwa drei Monaten führen Säuglinge aktiv Effekte herbei, welche sie als lustvoll erleben. Zum Beispiel ein mehrmaliges Bewegen einer Rassel, die dadurch ein Geräusch von sich gibt. Diese Freude am Effekt, auch "Effektmotivation" genannt, benötigt keinerlei äußere soziale Verstärkung und kann als eine Vorform der Lern- und Leistungsmotivation verstanden werden.

Abbildung 10.4: Foto mit einem drei Monate alten Baby, welches versucht, eine Rassel zu berühren.

In der zweiten Phase, etwa im zweiten Lebensjahr, entsteht ein Verständnis der eigenen Urheberschaft. Die Kleinkinder wollen eigenständig Effekte herbei- und Aufgaben ausführen (Phase des "Selbermachenwollens").

In der dritten Phase, die ab dem Alter von etwa drei Jahren einsetzt, wird das Ergebnis einer Handlung mit der eigenen Tüchtigkeit verknüpft. Erstmals treten, zumindest bei Anwesenheit von Bezugspersonen, neben effektbezogenen Emotionen (wie Freude und Frustration) auch Leistungsemotionen (wie Stolz bei Erfolg und Scham bei Misserfolg) auf. Ab diesem Zeitpunkt geht es nicht mehr nur um das reine Erzielen von Effekten, sondern das Handeln erhält auch einen Wertemaßstab von Tüchtigkeit, der durch die Reaktionen der sozialen Umwelt beeinflusst wird. Ab dieser Phase ist Handeln nicht mehr nur effektmotiviert, sondern auch leistungsmotiviert. Schon gegen Ende dieser Phase können Kinder danach unterschieden werden, welche der beiden Komponenten des Leistungsmotivs, also "Hoffnung auf Erfolg" oder "Furcht vor Misserfolg", bei ihnen dominiert. Je nach Umweltbedingungen kann sich diese Orientierung weiter verfestigen und zum Persönlichkeitsmerkmal werden, das einen Einfluss auf die Lern- und Leistungsmotivation der Schüler/-innen hat (vgl. Lehreinheit 9).

Die vierte Phase der Entwicklung des Leistungsmotivs beginnt mit etwa viereinhalb Jahren und ist durch das Festlegen von Anspruchsniveaus gekennzeichnet, d.h. durch das Bestimmen eines Gütemaßstabs, bei dem Erfolg beginnt und Misserfolg aufhört. Ab dieser Phase können sich Kinder aufgrund vorangegangener Erfolge bzw. Misserfolge bei konkreten Aufgaben-stellungen Ziele setzen.

Fazit

Das Leistungsmotiv entwickelt sich in vier aufeinanderfolgenden Phasen: Dies sind zunächst die anfängliche Freude am Effekt im Alter von drei Monaten und die anschließende Phase des "Selbermachenwollens" (2. Lebensjahr). Ab dem dritten Lebensjahr sind Handlungen auch leistungsmotiviert und deren Ergebnisse mit der eigenen Tüchtigkeit verknüpft ("Hoffnung auf Erfolg" vs. "Furcht vor Misserfolg"). Ab etwa viereinhalb Jahren legen Kinder Anspruchsniveaus fest.

3.2 Entwicklung der Bezugsnormorientierung

Die Entwicklung des Leistungsmotivs ist die Basis für die Verwendung von verschiedenen Bezugsnormen. Bezugsnormen sind Gütemaßstäbe, die zur Beurteilung eines Leistungs-ergebnisses herangezogen werden. Man unterscheidet individuelle, soziale und kriteriale Bezugsnorm: Zur Beurteilung der eigenen Leistung werden bei Anwendung der individuellen Bezugsnorm Vergleiche mit früheren eigenen Leistungen durchgeführt. Bei der sozialen Bezugsnorm werden zur Beurteilung der eigenen Leistung als Vergleichsmaßstab die Leistungen der anderen Mitglieder der sozialen Bezugsgruppe herangezogen (z.B. Klassenkamerad/-innen). Kriteriale Bezugsnorm (oder sachliche Bezugsnorm) bedeutet, dass zur Leistungsbeurteilung Vergleiche mit Anforderungen angestellt werden, die in der Sache selbst liegen (z.B. eine zuvor für das Bestehen festgelegte Mindestpunkteanzahl bei einer Prüfungsaufgabe).

Im Alter von vier bis sechs Jahren tritt bei Kindern eine individuelle Bezugsnorm auf. Mit Eintritt in die Grundschule, also ab sechs bis acht Jahren, kommt die soziale Bezugsnorm hinzu. Allerdings erfolgt durch die Entstehung der sozialen Bezugsnormorientierung nicht zwingend ein Bedeutungsverlust der individuellen Bezugsnorm, sondern beide bestehen nebeneinander und werden je nach Auslösern und Anforderungen der Situation angewandt.

Übung 3                                                                                                                                                                                          

Ordnen Sie die Bezugsnormen (individuelle, soziale und kriteriale) sowie die Bezugs-normorientierungen in das Rahmenmodell der Lern- und Leistungsmotivation ein.


3.3 Entwicklung des Fähigkeitsselbstkonzepts

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3.4 Entwicklung von Attributionen

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4. Förderung der Lern- und Leistungsmotivation

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4.1 Herstellen einer positiven Bewertung des Lerngegenstands

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4.2 Herstellen einer motivationsförderlichen Zielstruktur im Unterricht

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4.3 Spezielle Motivationstrainings

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4.3.1 Reattributionstrainings

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5. Weiterführende Literatur

Dresel, M. (2004). Motivationsförderung im schulischen Kontext. Göttingen: Hogrefe.

Dresel, M. & Lämmle, L. (2011). Motivation. In T. Götz (Hrsg.), Motivation, Emotion und selbstreguliertes Lernen. Stuttgart: Schöningh.

Rheinberg, F. & Krug, S. (2005). Motivationsförderung im Schulalltag: Psychologische Grundlagen und praktische Durchführung (3. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Schunk, D. H., Pintrich, P. R. & Meece, J. (2008). Motivation in Education: Theory, Research, and Applications (3rd ed.). Upper Saddle River, NJ: Pearson/Merrill Prentice Hall.

Wild, E. & Möller, J. (Hrsg.). (2009). Pädagogische Psychologie. Heidelberg: Springer.

6. Literaturverzeichnis

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7. Übungsfragen

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